Pati­en­ten­für­spre­che­rin­nen und ‑für­spre­cher ste­hen täg­lich im Span­nungs­feld zwi­schen Für­sor­ge­auf­trag und Daten­schutz­recht. Beson­ders in psych­ia­tri­schen Ein­rich­tun­gen oder bei demen­ti­ell erkrank­ten Men­schen ist der Zugang zu rele­van­ten Infor­ma­tio­nen häu­fig blo­ckiert – mit Fol­gen für die Pati­en­ten­rech­te und die Qua­li­tät der Für­spra­che. Eine neu ein­ge­rich­te­te Arbeits­grup­pe des BPiK hat sich nun die­ser struk­tu­rel­len Leer­stel­le ange­nom­men.

Ziel ist es, eine recht­lich belast­ba­re und prak­ti­ka­ble Grund­la­ge für die Schwei­ge­pflichtsent­bin­dung im Kon­text der Pati­en­ten­für­spra­che zu schaf­fen. Die Aus­gangs­la­ge ist kom­plex: In vie­len Bun­des­län­dern fehlt eine gesetz­li­che Ver­an­ke­rung der Pati­en­ten­für­spra­che völ­lig – in Bay­ern etwa exis­tie­ren bis heu­te kei­ne Rege­lun­gen. Gleich­zei­tig steigt die Zahl vul­nerabler Pati­en­ten­grup­pen, die selbst nicht mehr in der Lage sind, eine infor­mier­te Schwei­ge­pflich­tent­bin­dung zu leis­ten. Gera­de bei gericht­lich ein­ge­wie­se­nen Patient:innen in psych­ia­tri­schen Kli­ni­ken oder bei fort­ge­schrit­te­ner Demenz ist die Rechts­la­ge dif­fus – mit der Fol­ge, dass Pati­en­ten­für­spre­cher häu­fig auf recht­lich unsi­che­rem Ter­rain agie­ren müs­sen.

Die AG „Schwei­ge­pflichtsent­bin­dung“ wur­de aus dem Kreis erfah­re­ner Mit­glie­der und Part­ner des BPiK gebil­det. Sie arbei­tet auf Basis der Qua­li­täts­stan­dards des BPiK und greift auf jahr­zehn­te­lan­ge Pra­xis­er­fah­rung in Kli­ni­ken zurück. Ziel ist eine sys­te­ma­ti­sche Erfas­sung der Pro­ble­me, ver­bun­den mit einer Best-Prac­ti­ce-Recher­che und der Ent­wick­lung kon­kre­ter Vor­schlä­ge für die poli­ti­sche Umset­zung. Ers­te Ansät­ze rei­chen von Model­len der Zusam­men­ar­beit mit Ethik­ko­mi­tees über all­ge­mei­ne Ent­bin­dungs­er­klä­run­gen bei Auf­nah­me bis hin zu inter­dis­zi­pli­nä­ren Teams mit Ärz­ten, Juris­ten und Sozi­al­diens­ten. Auch struk­tu­rel­le Lösun­gen wie regel­mä­ßi­ge Schu­lun­gen, recht­li­che Beglei­tung und ver­bes­ser­te Abstim­mung mit Betreu­ungs­ge­rich­ten ste­hen auf der Agen­da.

Dass die­se Fra­gen im Rah­men des Ber­li­ner Tags der Pati­en­ten­für­spre­cher 2023 bereits pro­mi­nent dis­ku­tiert wur­den, unter­streicht ihre poli­ti­sche Dring­lich­keit. Mit der Ein­rich­tung der AG ist nun der nächs­te Schritt erfolgt: Der Auf­bau einer belast­ba­ren Grund­la­ge, auf der künf­tig auch die Gesetz­ge­bung auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne fußen kann.

Die Ergeb­nis­se der AG Schwei­ge­pflichtsent­bin­dung mün­den in eine Leit­li­nie, die wir kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­ent­wi­ckeln – und zu gege­be­ner Zeit trans­pa­rent dar­le­gen wer­den: in wel­cher Fas­sung sie ver­ab­schie­det wird, wie ihre Anwen­dung in der Pra­xis erfol­gen soll und wel­che gesund­heits­po­li­ti­schen Initia­ti­ven wir dar­aus ablei­ten. Sie sind Pati­en­ten­für­spre­che­rin / Pati­en­ten­für­spre­cher und möch­ten sich an unse­rer Arbeits­grup­pe betei­li­gen? Mel­den Sie sich ger­ne unter: info@bpik.de

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