„Pati­en­ten­für­spra­che gehört ins Zen­trum einer mit­füh­len­den Gesund­heits­ver­sor­gung“

Eine enga­gier­te Pati­en­ten­für­spra­che kann den ent­schei­den­den Unter­schied im Kli­nik­all­tag machen, Kon­flik­te ent­schär­fen und das Wohl­be­fin­den der Pati­en­ten maß­geb­lich stei­gern. Ralf Koe­nig, Pati­en­ten­für­spre­cher an der Reha­No­va Kli­nik Köln, berich­tet von sei­nen Erfah­run­gen und teilt ein­drück­li­che Best Cases, die zei­gen, wie Für­spra­che zu einer zen­tra­len Säu­le mit­füh­len­der Gesund­heits­ver­sor­gung wird

Herr Koe­nig, wie sind Sie Pati­en­ten­für­spre­cher gewor­den – wie kam es dazu?

Es war eher ein Zufall, der mich zur Pati­en­ten­für­spra­che geführt hat – oder bes­ser gesagt: durch eine Emp­feh­lung. Ein befreun­de­ter Kli­nik­seel­sor­ger sprach mich an, weil die Reha­No­va jeman­den für die­se Auf­ga­be such­te. Ich war sofort inter­es­siert, habe mich inten­siv ein­ge­le­sen und war schnell begeis­tert. Kon­flikt­ma­nage­ment war ohne­hin immer ein The­ma, das mich fas­zi­niert hat. Ich war zuvor lan­ge im Gene­ral­vi­ka­ri­at tätig, habe inner­kirch­li­che Schlich­tun­gen beglei­tet und brin­ge aus mei­ner Zeit als Schieds­mann viel Erfah­rung mit. Die Idee, in einem neu­en Umfeld wie­der Men­schen zu hel­fen und Struk­tu­ren auf­zu­bau­en, hat mich gereizt. Zwei Jah­re spä­ter bin ich mit­ten­drin – mit Herz­blut und Hal­tung.

Wie sieht Ihre Rol­le in der Kli­nik aus?

Ich ver­ste­he mich als Brü­cken­bau­er zwi­schen Pati­en­ten, Ange­hö­ri­gen und Kli­nik­per­so­nal. Dafür war es wich­tig, direkt zu Beginn alle lei­ten­den Berei­che – von der ärzt­li­chen Direk­ti­on über die Pfle­ge bis zur Seel­sor­ge – per­sön­lich ken­nen­zu­ler­nen. Ich bin die ers­te Per­son in die­ser Funk­ti­on hier, also war auch viel Pio­nier­ar­beit gefragt. Inzwi­schen bin ich gut ein­ge­bun­den: Ich habe ein eige­nes Büro, eine fes­te Ansprech­part­ne­rin in der Geschäfts­lei­tung, regel­mä­ßi­ge Jour fixe mit dem Beschwer­de­ma­nage­ment und bin über Tele­fon, Mail, Schau­kas­ten und Visi­ten­kar­ten leicht erreich­bar. Wich­tig ist mir auch, dass ich als exter­ne, unab­hän­gi­ge Per­son wahr­ge­nom­men wer­de – das schafft Ver­trau­en.

Wie zeigt sich der kon­kre­te Nut­zen der Pati­en­ten­für­spra­che in Ihrer Ein­rich­tung?

Ganz direkt: Es ent­ste­hen weni­ger eska­lier­te Kon­flik­te. Pfle­ge­kräf­te mel­den sich bei mir, wenn sich etwas zuspitzt – und ich spre­che mit den Betrof­fe­nen, bevor es rich­tig kracht. Vie­le Kon­flik­te las­sen sich in einem ruhi­gen, wert­schät­zen­den Gespräch lösen. Ich sage oft: Jeder Pati­ent lebt im Aus­nah­me­zu­stand – und das wird im All­tag schnell ver­ges­sen. Mein Ziel ist es, die Situa­ti­on für alle Betei­lig­ten zu ent­las­ten. Ich habe auch bereits Pati­en­ten­kon­fe­ren­zen mode­riert, bei denen Pfle­ge, ärzt­li­che Lei­tung, Pati­ent und Ange­hö­ri­ge gemein­sam Lösun­gen gefun­den haben. So etwas zahlt nicht nur auf die Zufrie­den­heit, son­dern auch auf die Ver­sor­gungs­qua­li­tät ein.

Gibt es ein Erfolgs­mo­ni­to­ring Ihrer Arbeit?

Ich doku­men­tie­re jeden Fall anony­mi­siert und klas­si­fi­zie­re ihn nach Art, Bereich und Ergeb­nis. Ein wich­ti­ger Indi­ka­tor ist für mich das Feed­back im Abschluss­ge­spräch. Wenn Pati­en­ten sagen „Dan­ke, jetzt geht es mir bes­ser“ – dann habe ich mein Ziel erreicht. Auch mit dem Beschwer­de­ma­nage­ment stim­me ich mich regel­mä­ßig ab: Was muss sich ver­än­dern, damit die­ser Fall künf­tig nicht mehr pas­siert?

Was wür­den Sie ande­ren emp­feh­len, die eine Pati­en­ten­für­spra­che auf­bau­en wol­len?

Zuerst: Sei­en Sie sicht­bar. Gehen Sie aktiv auf alle Berei­che zu, erklä­ren Sie Ihre Rol­le – und tun Sie das mit Über­zeu­gung. Dann: Klar­heit über die eige­nen Auf­ga­ben und Gren­zen ist ent­schei­dend. Ich bin nicht für medi­zi­ni­sche oder juris­ti­sche Bewer­tun­gen zustän­dig, son­dern für die Ver­mitt­lung. Und schließ­lich: Geduld und Respekt. Jeder Fall ist anders, und Men­schen brau­chen Raum, um sich zu öff­nen. Wer empa­thisch, struk­tu­riert und lösungs­ori­en­tiert arbei­tet, wird viel errei­chen.

Was treibt Sie per­sön­lich an?

Ich möch­te Men­schen hel­fen, die sich im Sys­tem ver­lo­ren füh­len. Es macht mir Freu­de, Kon­flik­te zu lösen und Miss­ver­ständ­nis­se zu klä­ren. Und ich fin­de: Wenn man selbst gesund und sta­bil ist, hat man fast die Pflicht, sich für ande­re ein­zu­set­zen. Pati­en­ten­für­spra­che ist für mich kei­ne Neben­sa­che – sie gehört ins Zen­trum einer mit­füh­len­den Gesund­heits­ver­sor­gung.

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